
Nach der Antwort der Landesregierung auf eine Kleine Anfrage der CDU-Landtagsfraktion zu den Einstellungen von Lehrkräften in den Jahren 2021 und 2022 äußert sich der Bildungspolitische Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, Torsten Renz:
„Die Antwort auf meine Kleine Anfrage zu den Einstellungen von Lehrkräften hat mich ernüchtert. Fast schon wöchentlich kommt das Bildungsministerium mit Jubelzahlen zu den Einstellungen von Lehrkräften um die Ecke. Gerade gestern wurde die Zahl der in den Schuldienst eingestellten Referendare zum 01.08.2023 gefeiert. Von Jahr zu Jahr werden durch die Bildungsministerin steigende Einstellungszahlen vermeldet, die dann auch gerne gebetsmühlenartig wiederholt werden. Gleichzeitig weist das Ministerium immer wieder auf den weiter steigenden Lehrermangel hin. Und dies bei stagnierenden und prognostiziert sogar sinkenden Schülerzahlen. Diese Aussagen passen doch nicht zusammen. Grund genug für mich nachzubohren.
Die Antwort auf meine Kleine Anfrage ergab, dass das Ministerium immer großspurig mit absoluten Zahlen nach außen tritt. Es bleibt aber vollkommen unklar, mit welcher Stundenzahl diese Lehrkräfte in unseren Schulen dann tatsächlich unterrichten. Wenn 967 Lehrkräfte im Jahr 2022 neu eingestellt wurden, dann bedeutet dies eben nicht, dass diese auch alle Vollzeit an den Schulen unseres Landes tätig sind. Und das Ministerium scheint es auch nicht für notwendig zu erachten, die Teilzeitquote dieser Einstellungen bei ihren Jubelmeldungen zu berücksichtigen. Dann wäre die Zahl ja auch nicht so schön plakativ, wenn dargestellt werden würde, dass diese eingestellten Lehrkräfte in einer großen Anzahl nur in Teilzeit tätig wären und eben nur einen geringeren Teil des Bedarfes abdecken würden. Klar ist, dass es schon bei der Einstellung ein beträchtlicher Teil sein muss. Von den 2022 eingestellten 967 Lehrkräften arbeiten nach einem Jahr bereits 13 % in Teilzeit, Tendenz steigend. So viel weiß das Bildungsministerium zumindest mittlerweile.
Noch offensichtlicher wird es bei der Betrachtung der Einstellungszahlen des Jahres 2021. 123 der eingestellten 873 Lehrkräfte sind schon gar nicht mehr im Schulsystem tätig. Davon sind 51 Lehrkräfte bedauerlicherweise aufgrund einer Befristung ausgeschieden, bei weiteren 72 Personen ist mir der Grund nicht bekannt. Für mich stellt sich dabei zusätzlich die Frage, wie viele dieser bereits wieder ausgeschiedenen und befristet angestellten Lehrkräfte im nächsten Jahr erneut als neu eingestellte Lehrkraft in der Statistik des Ministerium auftauchen. Auch für das Jahr 2022 ist bereits heute klar, dass 82 der bejubelten 967 Lehrkräfte nicht mehr an den Schulen unseres Landes tätig sind. Dennoch benutzt die Bildungsministerin die Zahl von 967 eingestellte Lehrkräften munter weiter, letztmalig in einer Pressemitteilung vor einer Woche.
Sich wiederholende Jubelmeldungen können über diesen alarmierenden Zustand nicht hinwegtäuschen. Dazu hat Mecklenburg-Vorpommern in Teilen die höchste Unterrichtsverpflichtung bundesweit. In den anderen Bundesländern gibt es für weniger Arbeit dann auch noch mehr Geld und eine Aufstiegsperspektive. Und zu alledem stellen wir in Teilen auch noch befristet ein und entlassen offensichtlich nach Ablauf der Befristung auch einfach. Dass es überhaupt Lehrkräfte gibt, die unter diesen Bedingungen jeden Tag mit Freude und Elan in den Schulen lehren und mit unserem Nachwuchs an deren Zukunft arbeiten wollen, verdient meinen großen Dank und Respekt. Diesen Dank kann man mit bunten Plakaten kundtun oder man überwindet sich und schafft handfeste Fakten, wie die Anpassung der Unterrichtsverpflichtung in Stufen auf schließlich 25 Unterrichtsstunden. Zunächst sollte die Differenz zu heutigen Unterrichtsverpflichtung von bis zu 27,5 Stunden in Form von Guthabenstunden auf sogenannten Lebens-Arbeitszeitkonten erfolgen. Dadurch tritt die entlastende Wirkung zeitverzögert in Kraft, sodass genug Zeit bleibt, um das strukturelle Problem des Lehrermangels parallel zu beheben. Klar ist ab heute, dass die Jubelmitteilung der Bildungsministerin zu den Einstellungszahlen nicht mehr als geschönte Statistik ist.“
Kleine Anfrage „Einstellung von Lehrkräften in den Jahren 2021 und 2022“.
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