Thomas Diener: Wissenschaftliche Fundierung des Wolfsmonitorings in Mecklenburg-Vorpommern unzureichend

23.01.2025

Die CDU-Fraktion im Landtag Mecklenburg-Vorpommern zeigt sich besorgt über die Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage die Wolfsbestandszahlen betreffend. Laut den aktuellen Informationen des Ministeriums für Klimaschutz, Landwirtschaft, ländliche Räume und Umwelt basiert das Wolfsmonitoring zwar auf deutschlandweit einheitlichen Standards. Insbesondere die Antwort auf die Frage nach der Wissenschaftlichkeit der Bestandszahlen bleibt unklar und offenbart mehrere Mängel. Der Agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Diener, kommentiert die Antwort der Landesregierung wie folgt:

„Die Antwort der Landesregierung auf unsere Anfrage wirft mehr Fragen auf, als sie beantwortet. Es wird anerkannt, dass die Bestandszahlen keine exakten Zahlen, sondern Schätzungen sind, und dass diese zudem ständigen Schwankungen unterliegen. Dies ist ein fundamentales Problem, wenn es darum geht, verlässliche Daten für Managemententscheidungen und die öffentliche Kommunikation zu nutzen. Die Bestimmung der Wolfsbestände erfolgt offenbar auf Basis von verschiedenen Nachweisen, darunter genetischen Tests, Sichtungen und Telemetriedaten. Allerdings wird in der Antwort der Landesregierung nicht ausreichend dargelegt, inwieweit diese Nachweise repräsentativ sind und wie Fehlerquellen wie unzureichende Datenerhebung durch Sichtungen ohne dokumentierte Beweise (C3-Hinweise) die Validität der Ergebnisse beeinträchtigen könnten. Die Tatsache, dass die Zahl der Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern rückwirkend korrigiert werden muss, verstärkt diese Bedenken.

Gerade vor dem Hintergrund der stark steigenden finanziellen Mittel für das Wolfsmonitoring in den letzten Jahren und der immer wiederkehrenden Korrekturen der Bestandszahlen stellt sich die Frage, ob die finanziellen Aufwendungen wirklich effizient und zielführend eingesetzt werden. Ob hier wirklich nach modernsten Standards gearbeitet wird, lässt sich zumindest bezweifeln. Ich fordere daher eine unabhängige wissenschaftliche Untersuchung der Methoden des Wolfsmonitorings und eine ehrliche Einschätzung der vorhandenen Fehlerquellen. Eine rein politische Bewertung des Wolfsbestands ist unzureichend, wenn es um die Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz der landwirtschaftlichen Betriebe und der betroffenen Bürger geht. Zudem sollte eine regelmäßige und detaillierte Überprüfung der finanziellen Mittel und der tatsächlichen Wirksamkeit der Monitoring- und Managementstrategien vorgenommen werden, um sicherzustellen, dass die Ressourcen im Sinne einer nachhaltigen und praktischen Lösung verwendet werden.

Im Übrigen: Unabhängig davon, dass ich mir eine gewisse Exaktheit von der Landesregierung wünschen würde, wenn es um die Kommunikation des Wolfsbestandes geht, mag es am Ende tatsächlich so sein, dass es nicht möglich ist, die Zahl der Wölfe in Mecklenburg-Vorpommern auch nur halbwegs seriös einzuschätzen.

Wenn das aber so ist, würde ich mir ein intellektuell redlicheres Auftreten des Ministers wünschen - dieser erweckt nämlich gerne den Eindruck, auf zweifelsfreier, wissenschaftlicher Basis zu argumentieren. Dies ist bei der Debatte um die sogenannten Roten Gebiete schon nicht der Fall und beim Wolf anscheinend auch nicht. Es ist nicht schlimm, wenn auch der Landwirtschaftsminister am Ende nur eine Premiumglaskugel hat. Dann soll er das aber auch so sagen und nicht so tun, als leite er die Akademie der Wissenschaften.“