Thomas Diener: Der Steuerzahler kofinanziert PR-Kampagne zu ,wahren Preisen‘

13.08.2023

Die Supermarktkette PENNY führte kürzlich eine europaweite Aktionswoche zu den ,wahren Kosten‘ von Produkten durch. Dabei wurden die Umweltfolgekosten, die entlang der Lieferketten anfallen, ermittelt und als Verkaufspreis für ausgewählte Produkte festgelegt. Die Ergebnisse zeigen demnach, dass die wahren Kosten unterschiedlich im Verkaufspreis von konventionellen, ökologisch erzeugten und veganen Lebensmitteln enthalten sind. Wissenschaftlich begleitet wurde die Aktion mit Studien, die vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) sowie von der Europäischen Union bezahlt und damit auf Kosten des Steuerzahlers finanziert wurden. Hierzu erklärt der agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Diener:

„Ob sich die ,wahren Kosten‘, die ein Produkt verursacht, wirklich seriös ermitteln lassen, möchte ich nicht in Zweifel ziehen – angeblich sind sie jedenfalls viel höher als die Kosten im Supermarkt, bei veganen Produkten sei die Differenz eher niedrig, bei Bio-Produktion recht hoch und bei konventionell erzeugten Produkten sehr hoch. Das dieser Befund perfekt zur politischen Agenda des Bundeslandwirtschaftsministers und der Bundesumweltministern passt, mag Zufall sein.

Das Konzept der ,wahren Kosten‘ unterliegt jedenfalls gewissen Einschränkungen. Es berücksichtigt zwar die Umweltauswirkungen bei der Lebensmittelproduktion, vernachlässigt jedoch deren Nutzen. So wird nicht berücksichtigt, dass auf manchem Ackerland nur Tierfutter wächst. Das Land läge sonst brach. Ebenso bleibt unberücksichtigt, dass steinige Hänge nur von Weidetieren bewirtschaftet werden können. Zudem sind geschützte Lebensräume wie die Lüneburger Heide auf Weidetiere angewiesen, um Überwucherung zu verhindern. Die Aufzählung ließ sich fortsetzen.

Abgesehen davon findet hier ein interessantes Greenwashing* statt: Der Preiskampf im Einzelhandel und der damit einhergehend Druck auf Landwirtinnen und Landwirte ist zu einem ganz wesentlichen Teil auf das Agieren der großen Handelsketten zurückzuführen. Dass ausgerechnet eine solche Handelskette mit ,wahren Preisen‘ wirbt und sich damit womöglich dauerhaft ein umweltfreundliches, achtsames Image verpasst, finde ich zwar geschmacklos, aber ich gönne jedermann Erfolg bei der PR-Arbeit.

Was ich wirklich unanständig finde, ist, dass letztlich der Steuerzahler die Studien finanziert, die der PR-Aktion einen wissenschaftlichen Anstrich verleihen. Ich würde mich sehr darüber freuen, wenn die Bundesregierung dafür sorgen würde, dass diejenigen, die unter dem Preisdruck im Einzelhandel im Einzelhandel am meisten leiden – nämlich die Landwirtinnen und Landwirte – so wirtschaften können, dass die Herstellung landwirtschaftlicher Produkte noch umweltfreundlicher vonstattengeht als bisher. Stattdessen finanziert sie Studien, die dazu dienen, Einzelhandelsketten und damit den Verursachern zahlreicher Probleme im Bereich landwirtschaftlicher Produktion zu Vorkämpfern für faire Preise zu machen. Das schlägt dem Fass den Boden aus.“

*Greenwasching beschreibt den Versuch von Firmen und Institutionen, sich durch Geldspenden für ökologische Projekte, PR-Maßnahmen o. Ä. als besonders umweltbewusst und umweltfreundlich darzustellen.