In den „Table Briefings“, dem Fachnewsletter des digitalen Medienunternehmens Table.Media, erschien vor wenigen Tagen ein Stück über den Verteidigungswert von Mooren. Franziska Tanneberger und Hans Joosten vom Greifswald Moor Centrum schlagen vor, Moore und Feuchtgebiete entlang der Ostgrenze der NATO - etwa in Polen, den baltischen Staaten, Finnland und der Ukraine - gezielt wieder zu vernässen, um sie als natürliche Verteidigungslinie gegen militärische Angriffe nutzbar zu machen. Moore gelten als schwer überwindbare Hindernisse für Militärfahrzeuge und Truppen, was sich zuletzt bei einem NATO-Manöver in Litauen zeigte, als ein US-Panzer in einem Moor versank. Gleichzeitig würde die Wiedervernässung helfen, Treibhausgase zu speichern, den Wasserhaushalt zu regulieren und bedrohte Ökosysteme zu erhalten. Das Konzept verbindet damit Sicherheits- und Umweltinteressen und könnte mit freiwilligen CO₂-Zertifikaten finanziert werden. Geplant ist ein EU-Fonds, der bis zu 500 Millionen Euro bereitstellt und durch den Handel mit Zertifikaten auch der Landwirtschaft neue Einnahmequellen erschließen könnte. Hierzu erklärt der Agrarpolitische Sprecher der CDU-Fraktion, Thomas Diener:
„Dass Naturschützer nun versuchen, ihre umweltpolitischen Ziele mit Argumenten der Verteidigungspolitik zu verknüpfen, finde ich reichlich geschmacklos. Wenn Moore plötzlich nicht mehr nur CO₂ speichern, sondern auch Panzer stoppen sollen, vermischt sich hier Naturschutz mit militärischer Rhetorik auf eine Art, die unbehaglich macht. Es entsteht der Eindruck, als würde man die wachsende sicherheitspolitische Unsicherheit nutzen, um eigene ökologische Vorhaben leichter durchzusetzen. Dabei wird suggeriert, dass es keine Trennung mehr braucht zwischen Umweltschutz und Verteidigungslogik, als wäre beides automatisch ein gemeinsames Anliegen. Wer Umweltschutz zum Bestandteil militärischer Strategie verkaufen will, instrumentalisiert berechtigte Sorgen der Menschen in Europa für eigene Zwecke. Die Verteidigung Europas verdient eine ernsthafte sicherheitspolitische Debatte, und nicht die Vereinnahmung durch umetikettierte Moorprojekte. Am Ende schadet diese Argumentationsweise nicht nur der Glaubwürdigkeit des Naturschutzes, sondern auch dem Vertrauen in eine rationale Sicherheits- und Umweltpolitik.“
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