Katy Hoffmeister: Ein dürres Gutachten ersetzt keine klare historische Einordnung

09.12.2025

Kürzlich hat der Wissenschaftsausschuss des Landtages über die sogenannte Lenin-Statue im Schweriner Stadtteil Großer Dreesch beraten. Hintergrund ist ein vom Landesamt vorgelegtes Gutachten, das die vermeintliche Denkmalwürdigkeit des Denkmals begründen soll. Hierzu erklärt die Kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, Katy Hoffmeister:

„Es irritiert mich, mit welcher Subjektivität hier ein Denkmal der SED-Staatsmacht nachträglich ästhetisiert wird. Das Gutachten beschreibt die Statue als ‚gewolltes Denkmal‘, ohne ehrlich zu benennen, wer es wollte. Denn es war ausschließlich ein Beschluss der SED-Bezirksleitung, nicht der Bevölkerung. Wenn heute so getan wird, als ließe sich ausgerechnet dieses Herrschaftssymbol in ein Mahnmal umdeuten, dann fehlt dafür jeder historische Zusammenhang. Eine Statue allein wird nicht zum Mahnmal, nur weil man ihr im Nachhinein neue Deutungen andichtet. Wer an echte Mahnmale denkt, wie etwa die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche in Berlin, der erkennt sofort: Dort spricht die Geschichte unmittelbar durch Zerstörung und sichtbare Brüche und nicht durch eine teilweise recht drollig anmutende kunsthistorische Interpretation.

Das Schweriner Lenin-Denkmal bleibt ein politisches Repräsentationsobjekt der SED, und ein kleines Schild mit ein paar erklärenden Sätzen ändert daran gar nichts. Zudem beschreibt das Gutachten mit Blick auf die Statue mit Formulierungen wie ‚innerer Spannung‘ oder einer ‚wertvollen Zumutung‘. Das ist reine Meinung. Aber keine Grundlage für Denkmalschutz.

Auch die Behauptung, Besucher könnten die Figur ‚unter ihre Füße nehmen‘, ist reine Spekulation. Viele Menschen empfinden genau das Gegenteil: Eine bedrückende Nähe zu einem Symbol autoritärer Herrschaft. Der Gutachter bewertet die politische Aussage der Statue völlig einseitig und verkennt, welche Last dieses monumentale Abbild bis heute für Opfer des SED-Regimes hat. Wenn sogar eingeräumt wird, dass sich das Denkmal im weiträumigen Stadtraum regelrecht verliert, dann wundert es umso mehr, dass dieser Punkt nicht kritisch gewürdigt wird.

Gleichzeitig wird von einem der aufwendigsten Kunstwerke der DDR in Schwerin gesprochen und das ohne belastbare Belege. Insgesamt liest sich das Gutachten mehr wie ein perspektivischer Kommentar, es ist jedenfalls keine nüchterne Abwägung. Es bleibt unser Anspruch, historische Aufarbeitung klar von nostalgischer Verklärung zu trennen. Und genau deshalb brauchen wir eine ehrliche, faktenbasierte Bewertung. Nicht die nachträgliche Aufwertung eines Symbols, das viele Menschen auch heute noch schmerzt.“